Partycrasher im Stadtderby: Der Hamburger SV hat den Bundesliga-Aufstieg des Erzrivalen FC St. Pauli vorerst verhindert und selbst die Chancen auf eine Rückkehr in Deutschlands höchste Spielklasse gewahrt. Im hochbrisanten Duell im elektrisierten Volkspark siegte das Team von Trainer Steffen Baumgart verdient mit 1:0 (0:0)  

Robert Glatzel (85.) traf spät für den HSV, der zwei Spieltage vor dem Saisonende den Anschluss an Fortuna Düsseldorf hielt. St. Paulis Manolis Saliakas sah in einer wilden Schlussphase Gelb-Rot (90.+6), Hamburgs Ludovit Reis scheiterte mit einem Foulelfmeter vom Punkt (90.+7, nach Videobeweis).

"Dieses Spiel ist ein Sinnbild der letzten Jahre. Es gab viele Widerstände, über die wir gehen mussten", sagte HSV-Sportvorstand Jonas Boldt bei Sky. Das späte Siegtor sei "völlig verdient und überfällig" gewesen. "Wenn man das sieht, ist nochmal alles drin. Wir geben nicht auf." St. Paulis Kapitän Jackson Irvine zeigte sich dagegen "sehr enttäuscht, weil wir wissen, was dieses Spiel den Fans bedeutet".

Die Kiezkicker müssen derweil 13 Jahre nach dem letzten Abstieg zunächst weiter auf die Rückkehr in die Bundesliga warten. Pauli-Coach Fabian Hürzeler und seinem Team bieten sich mit deutlichem Vorsprung auf den Relegationsplatz aber noch zwei weitere Chancen. Der HSV schöpfte trotz weiter vier Punkten Rückstand auf die drittplatzierten Düsseldorfer neue Hoffnung.

"Man merkt die Sehnsucht des Vereins und der Fans, wieder erstklassig zu sein", hatte Hürzeler, bei seinen zwei bisherigen Stadtderbys noch sieglos, vor der Partie gesagt. Zu Beginn der 111. Ausgabe stürmte aber erstmal der HSV - und stachelte die elektrisierten Fans, die ihr Team mit einer beeindruckenden Choreografie im Hamburger Hexenkessel empfangen hatten, weiter an.

Nach einem Fehler von David Nemeth hatten die überlegenen Gastgeber die Führung gleich zweimal auf dem Fuß (20.). Robert Glatzels Abschluss kratzte Abwehrmann Karol Mets von der Linie, den Nachschuss von Ransford-Yeboah Königsdörffer vereitelte Keeper Nikola Vasilj mit einem starken Reflex.

Wenig später wurde es dann wild. Zunächst wurde Glatzels vermeintlicher Führungstreffer nicht gegeben, weil er in der Entstehung seinen Gegenspieler am Fuß touchiert hatte (24.). Sekunden nach der durchaus diskutablen Entscheidung traf Aljoscha Kemlein aus abseitsverdächtiger Position auf der Gegenseite aus kurzer Distanz nur den Pfosten. 

Alu-Glück hatten in einer insgesamt sehenswerten ersten Hälfte schließlich auch die bedenklich wackelnden Kiezkicker, die in der Abschlusstabelle erstmals seit 70 Jahren vor dem HSV landen werden. Königsdörffer fehlten nach toller Flanke von Immanuel Pherai nur Zentimeter (36.).

Nach dem Seitenwechsel flachte die Partie zunächst etwas ab, ehe der Volkspark nach einer Stunde zu explodieren drohte. Wieder lag der Ball im Tor, wieder zählte der Treffer aber nicht. Nach Videobeweis ahndete Referee Matthias Jöllenbeck zurecht ein Foul von Königsdörffer an Vasilj. Glatzel traf dann aber doch per Kopf, Vasilj sah dabei nicht gut aus.